Mittwoch, 19. Februar 2025

Klimaschutz-IndexDeutschland rutscht auf Rang 29

[18.11.2016] Deutschland ist erneut im internationalen Klimaschutzranking um einige Plätze nach hinten gerutscht und belegt nur noch einen mittleren Rang. Besonders negativ wirken sich das Verfehlen der Klimaschutzziele 2020 und ein fehlender Plan für den Ausstieg aus der Kohle aus.

Der jährlich von German Watch und CAN Europe veröffentlichte Klimaschutz-Index vergleicht die Klimaschutz-Leistungen von 58 Staaten.

(Bildquelle: German Watch / CAN Europe)

Die 12. Auflage des Klimaschutz-Index – dieser vergleicht die Klimaschutzleistungen von 58 Staaten, die zusammen für mehr als 90 Prozent der energiebedingten Emissionen verantwortlich sind – gibt laut der Umwelt-und Entwicklungsorganisation Germanwatch Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Der Weltklimavertrag von Paris habe den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz weltweit Rückenwind gegeben. So verzeichne denn auch der Klimaschutz-Index einen stabilen Aufwärtstrend. Dennoch blieben weiterhin die ersten drei Plätze unbelegt, da noch kein Land genug tue, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Die weltweite Energiewende verlaufe weiterhin zu langsam, warnt die Umwelt- und Entwicklungsorganisation. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könne den notwendigen Umbau in den USA noch weiter verlangsamen. Dennoch sagt Jan Burck von Germanwatch und Hauptautor des Index: „Die Voraussetzungen für eine globale Energiewende waren nie besser als derzeit. Das liegt vor allem an den weiter sinkenden Kosten der erneuerbaren Energien und der Effizienztechnologien.“ Investitionen in fossile Energien würden immer riskanter, so dass es keine nachvollziehbaren Entschuldigungen mehr für Regierungen gebe, bei der Umsetzung des Pariser Abkommens noch zu zögern. Ein Teil der Staaten haben dies erkannt, andere seien noch nicht auf der Höhe der Zeit angekommen. Positive Beispiele seien der Klimagipfel-Gastgeber Marokko mit massiven Investitionen in Solarkraftwerke auf Rang 8, aber auch große Schwellenländer wie Indien auf Rang 20, Argentinien auf Rang 36 und Brasilien auf Rang 40 hätten sich verbessert. Frankreich profitiere vor allem von den guten Noten für die bemerkenswerte Führungsrolle bei den Klimaverhandlungen in Paris und führe den Index zum ersten Mal auf Rang 4 an. Es folgen Schweden auf Rang 5 und Großbritannien auf Rang 6. Beide Staaten holen sich jedoch auf einer ambitionierten Klimapolitik der Vergangenheit aus, die von den aktuellen Regierungen teilweise ausgebremst wird, heißt es in einer Meldung von Germanwatch.

Schlechte Noten für die Drosselung Erneuerbarer

Jan Burck bezeichnet es als besorgniserregend, dass in verschiedenen EU-Ländern die Rahmenbedingungen für Investitionen in erneuerbare Energien verschlechtert und nationale Klimaziele in Frage gestellt werden. Ein Beispiel hierfür sei auch Deutschland, dass erneut um einige Plätze auf Rang 29 gerutscht ist. Burck sagt: „In Deutschland hängt vieles davon ab, wie schnell die Braunkohle zurückgefahren werden wird.“ Besonders negativ schlage sich hier das wahrscheinliche Verfehlen der 2020-Klimaschutzziele zu Buche sowie der immer noch fehlende Plan zum Ausstieg aus der Kohle. Relativ gute Noten habe Deutschland für den erreichten Bestand an erneuerbaren Energien erhalten, auch hier werde jedoch die Geschwindigkeit des weiteren Ausbaus gedrosselt. Der gerade beschlossene Klimaschutzplan 2050 habe noch keinen Eingang in die Index-Beurteilung gefunden. Burck: „Der Klimaschutzplan enthält Sektorziele, die aufzeigen, dass Deutschland für das Erreichen seiner Klimaziele in allen Sektoren eine Schippe drauflegen muss. Was fehlt, ist eine Korrektur des deutschen 2050-Klimaziels nach oben und die klare Ansage, dass nun der Ausstieg aus der Kohle beginnt.“ Negativbeispiele seien erneut die Industrieländer Kanada auf Rang 55, Australien auf Rang 57 und Japan auf Rang 60. Auch die weltweit größten CO2-Emittenten China (48) und USA (43) verharrten im unteren Bereich. Gerade die USA seien um mehrere Plätze abgerutscht, obwohl die Wahl Trumps noch keine Berücksichtigung gefunden habe. „Neben dem stabilen Aufschwung bei den Erneuerbaren Energien sehen wir weltweit deutliche Signale, dass die fossilen Energien in die Defensive geraten“, sagt Jan Burck. „Die niedrigen Ölpreise haben bisher nicht zu einem Anstieg des Verbrauchs geführt und eine wachsende Zahl von Ländern rückt mehr und mehr von der Kohleverstromung ab.“ Der Kohleverbrauch sei im Jahr 2015 weltweit um 1,8 Prozent zurückgegangen und habe damit den niedrigsten Wert seit 2005 erreicht. So habe China etwa den Bau von 30 neuen Kohlekraftwerken gestoppt. Burck abschließend: „Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, dürfen weltweit keine neuen Kohlekraftwerke mehr errichtet werden und die Staaten müssen nun ambitionierte Klimaschutzpläne vorlegen sowie ihre Langfristplanungen für einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas vorantreiben. Zumindest die Industrie- und größeren Schwellenländer müssen diese Dekarbonisierung bis zur Mitte des Jahrhunderts geschafft haben.“





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