StrommarktdesignRegionale Differenzierung senkt Kosten

Stromtrasse: Ein lokales Preissystem könnte Anreize schaffen, neue Erzeugungskapazitäten dort zu bauen, wo sie gebraucht werden.
(Bildquelle: Amprion GmbH)
Ein zukunftsfähiges und klimaneutrales Energiesystem braucht ein Strommarktdesign, das Erzeugung, Speicherung und Nachfrage besser aufeinander abstimmt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Agora Energiewende und dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), die vergangene Woche veröffentlicht wurde.
Die Studie untersucht, wie sich lokale Strompreise auf das deutsche Stromsystem auswirken. Derzeit gibt es in Deutschland eine einheitliche Preiszone. Dieses System schaffe jedoch Fehlanreize und führe zu Eingriffen der Netzbetreiber zur Stabilisierung der Netze, so die Autoren der Studie. Die Kosten dafür seien in den vergangenen Jahren stark gestiegen – von 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2023. Agora Energiewende geht davon aus, dass diese Kosten weiter steigen könnten.
Sechs Euro weniger pro Megawattstunde
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass lokale Preise diese Probleme verringern könnten. Angebot und Nachfrage würden besser an die tatsächliche Netzbelastung angepasst. Dadurch könnten Engpässe vermieden und teure Eingriffe reduziert werden. Nach Berechnungen von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE hätte ein lokales Preissystem die durchschnittlichen Stromkosten bereits 2023 um sechs Euro pro Megawattstunde senken können.
Die Studie vergleicht drei Modelle: die Beibehaltung einer einheitlichen Preiszone, die Aufteilung in drei Zonen und die Einführung von 22 lokalen Preiszonen. Das Ergebnis: Nur mit einer feinen regionalen Differenzierung könnten Netzengpässe wirksam vermieden werden. Große Preiszonen könnten dagegen weiterhin zu Problemen führen und spätere Neuzuschnitte erforderlich machen. Ein weiterer Vorteil lokaler Strompreise: Besitzer flexibler Verbraucher wie Elektroautos, Wärmepumpen oder Betreiber von Elektrolyseuren könnten gezielter auf Zeiten mit günstigen Strompreisen reagieren, indem sie ihren Verbrauch entsprechend steuern.
Nachteile für Windkraftanlagen im Norden
Für Erzeuger, etwa Betreiber von Windkraftanlagen in Norddeutschland, könnte das neue System Nachteile bringen. Da dort die Preise sinken würden, müssten sie mit geringeren Markterlösen rechnen. Dadurch könnte sich der Förderbedarf über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhöhen. Die Studie zeigt jedoch, dass die Einsparungen durch Effizienzsteigerungen diesen zusätzlichen Förderbedarf übersteigen könnten.
Das lokale Preissystem könnte auch Anreize setzen, neue Erzeugungskapazitäten dort zu bauen, wo sie gebraucht werden – zum Beispiel in verbrauchsstarken Regionen in Süddeutschland. Agora Energiewende schlägt vor, erste Schritte in diese Richtung zu gehen. Dazu gehören Investitionssignale für Kraftwerke und Elektrolyseure sowie der Aufbau eines liquiden Terminhandels für lokale Märkte. Notwendig wären auch Absicherungsmechanismen gegen Preisschwankungen.
Die neue Bundesregierung hält im Koalitionsvertrag zwar an der Beibehaltung der einheitlichen Strompreiszone fest. Agora Energiewende empfiehlt jedoch, parallel ein Zielbild für einen regional differenzierten Strommarkt zu entwickeln und mit den europäischen Partnern abzustimmen.
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