Donnerstag, 31. Juli 2025

eneraKooperation für ein flexibles Energiesystem

[19.10.2018] Wie Netz-, Markt- und Datenthemen neben- und miteinander agieren können, soll das Kooperationsprojekt enera zeigen. Als zusammenhängende Modellregion dienen dafür die Kreise Friesland, Wittmund und Aurich sowie die Stadt Emden.
In drei Kernkategorien widmet sich das Projekt enera der digitalen Transformation.

In drei Kernkategorien widmet sich das Projekt enera der digitalen Transformation.

(Bildquelle: enera)

Im Rahmen des Förderprogramms SINTEG (Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende) fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fünf Projekte. Darunter enera, eine Multipartnerkooperation mit Schwerpunkt auf der digitalen Transformation des Energiesystems. Die Landkreise Friesland, Wittmund und Aurich sowie die kreisfreie Stadt Emden dienen hierbei als zusammenhängende Modellregion im Nordwesten Niedersachsens. Das besondere an der Region und somit an enera ist, dass der Anteil erneuerbarer Energien vor Ort bereits bei 235 Prozent liegt. Schon heute wird also deutlich mehr regenerative Energie erzeugt als verbraucht. Im Vergleich zu den anderen Schaufenstern ist die Modellregion außerdem kleiner und stellt damit sicher, dass die Investitionen in ein vernetztes System und nicht in verteilte Leuchtturmprojekte fließen.

33 Partner, 14 Arbeitspakete

Unter der Leitung des Versorgungsunternehmens EWE besteht das Gesamtprojekt enera aus 33 Konsortialpartnern aus unterschiedlichen Branchen, die in 14 Arbeitspaketen an der Projektumsetzung arbeiten. Neben weltweit erfolgreich agierenden Unternehmen wie SAP, Bosch oder Siemens sind auch kleinere Partner involviert, so zum Beispiel der Kreis Aurich oder die Stadtwerke Lingen. Insgesamt liegt das Projektvolumen bei rund 170 Millionen Euro. Davon stammen 50 Millionen Euro aus Fördergeldern des Bundes und 120 Millionen Euro aus Investitionen der Konsortialpartner.
Bereits vor Projektstart führte EWE mehr als 100 Workshops mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft durch, um Herausforderungen der Energiewende zu identifizieren. Die Veranstaltungen haben die Überzeugung von EWE bestärkt, dass Netz-, Markt- und Datenthemen gleichberechtigt neben- und miteinander agieren müssen. Ziel von enera ist es nun, in einem systemischen Ansatz die durchgehende Digitalisierung und technische Flexibilisierung des Energiesystems zu demonstrieren und den Wandel vom statischen, zentralen System hin zu einem dynamischen und dezentralen erheblich voranzutreiben. Dabei werden nicht nur Netz, Markt und Daten als Themen aufgegriffen, sondern auch die Übertragbarkeit in nationale und internationale Szenarien sowie die Beteiligung der Bevölkerung.

Modellregion ausstatten

In der Kernkategorie Netz konzentrieren sich die Projektpartner darauf, die Modellregion mit intelligenten Netzbetriebsmitteln auszustatten. Dazu zählen beispielsweise regelbare Ortsnetztransformatoren (rONT) und verbesserte Verbrauchsprognosen. Auch soll die Modellregion mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden. In der Kategorie Markt entsteht aktuell eine Handelsplattform für dezentrale Flexibilität: der enera Flexibilitätsmarkt. Die Strombörse EPEX SPOT baut im Rahmen des Projekts neue Orderbücher auf, über die in bestimmten Situationen lokale Verbraucher für überschüssigen Strom gesucht werden können.
Für den Schwerpunkt Daten steht die enera Smart Data and Service Platform (SDSP) als Daten-Ökosystem im Mittelpunkt. Bei ihr handelt es sich um den wesentlichen Baustein für die Digitalisierung des Energiesystems. Dabei bietet sie vielfältige Potenziale für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle auf Datenbasis.
Auch das Thema Blockchain wird in enera aufgegriffen: Durch einen kombinierten Einsatz von Agentensystemen und der Blockchain-Technologie soll eine verbesserte Netzengpassbewirtschaftung erreicht werden. Die Konzeptualisierung ist bereits abgeschlossen und die Vorbereitungen für einen Feldtest sind in vollem Gange.

Systemischer Wandel

Damit der geplante systemische Wandel vollzogen werden kann, wird in den 14 Arbeitspaketen von enera an bis zu 50 Use Cases gearbeitet. Sie zahlen auf die Ziele der jeweiligen Schwerpunktthemen ein. Dieser systemische Wandel kann jedoch erst bei einer erhöhten Verfügbarkeit von Informationen und technischer Flexibilität erfolgen. Die benötigten Informationen sollen unter anderem durch den Einbau von 30.000 intelligenten Messsystemen in der Modellregion gesammelt werden. Aus den gewonnen Erkenntnissen sollen neue Marktprodukte und ein neues Strommarktdesign entstehen, die dazu beitragen, die Versorgungssicherheit auf Höchstniveau zu halten. Leider führen die hohen Sicherheitsanforderungen und der intransparente Zertifizierungsprozess dazu, dass sich die Auslieferung der Messsysteme, wie sie im Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende definiert ist, mittlerweile um eineinhalb Jahre verzögert. Diese Situation erschwert es, neue und digitale Mehrwerte für die Kunden zu entwickeln, vor allem weil EWE auf diese Verzögerung keinen Einfluss hat.

Auf gutem Weg

Trotz vereinzelter Rückschläge ist enera auf einem sehr guten Weg, die ambitionierten Ziele zu erreichen. Das liegt insbesondere daran, dass sich das Projekt während der Laufzeit stets so anpasst und weiterentwickelt, dass am Ende zeitgemäße und umsetzbare Lösungen entstehen. Dabei war den Projektpartnern von Anfang an klar, dass die Ziele von enera nur im engen Austausch und dank vielfältiger Kooperationen zu erreichen sind.

Ulf Brommelmeier

Brommelmeier, UlfUlf Brommelmeier, Gesamtkoordinator des Projekts enera, hat rund zehn Jahre Erfahrung in der Leitung komplexer energiewirtschaftlicher Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Strategie, M&A sowie Energiesystemtransformation gesammelt. Für enera kombiniert er diese Erfahrungen mit einer digitalen unternehmerischen Perspektive.



Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Informationstechnik
bericht

Kundenservice: Intelligente Voicebots

[28.07.2025] Der Kundenservice bei Stadtwerken und Energieversorgern muss auf immer komplexere Fragestellungen reagieren – und das bei dünner Personaldecke und knappen Budgets. Fortschrittliche KI-gestützte Voicebots können die Zufriedenheit der Kunden trotzdem sichern. mehr...

bericht

Künstliche Intelligenz: Einsatz mit Bedacht

[21.07.2025] Die Hamburger Energienetze wollen die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzbar machen, behalten aber auch mögliche Risiken im Blick. Als wichtige Erfolgsfaktoren erweisen sich die Beteiligung des Betriebsrats und der enge Schulterschluss mit Rechts- und Ethikfachleuten. mehr...

GASAG: Netzabrechnung in der SAP-Cloud

[14.07.2025] Die GASAG-Gruppe hat ihr Abrechnungssystem für den Netzbetrieb auf eine Cloud-Lösung umgestellt. Die neue Software basiert auf dem RISE-Modell von SAP. Das Ziel besteht darin, einen stabileren, flexibleren und langfristig automatisierten Betrieb zu erreichen. mehr...

WEMAG: 450-MHz-Netz startet im Norden

[07.07.2025] WEMAG hat ihr neues 450-Megahertz-Funknetz offiziell in Betrieb genommen. Es soll selbst bei langen Stromausfällen die Kommunikation gewährleisten. Für den Ausbau hat das Unternehmen rund 20 Millionen Euro investiert und 34 Funkmasten errichtet. mehr...

Stadtwerke München: KI beschleunigt Anlagenplanung

[30.06.2025] Eine neue Software zur Planung von Photovoltaikanlagen setzen die Stadtwerke München ein. Die Anwendung basiert auf künstlicher Intelligenz und stammt vom US-Unternehmen Aurora Solar. Damit sollen Angebote dreimal so schnell erstellt werden können wie bisher. mehr...

Stadtwerke Flensburg: Digitalisierung mit SAP-Lösungen

[30.06.2025] Die Stadtwerke Flensburg digitalisieren ihre Geschäftsprozesse mit Hilfe von SAP. Ziel ist es, schneller auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu reagieren und die Energiewende aktiv mitzugestalten. mehr...

adesso/Natuvion: Studie zu IT-Transformation

[26.06.2025] Eine neue Studie von adesso und Natuvion zeigt: IT-Transformationen bei Energieversorgern sind vor allem durch Komplexität, Zeitdruck und mangelnde Datenqualität geprägt. Künstliche Intelligenz wird bislang nur als unterstützender Faktor genutzt – nicht als Haupttreiber. mehr...

interview

Interview: Dezentrale Strategie

[24.06.2025] Auf der diesjährigen E-world hat die Kraftwerk Software Gruppe ihre Plattformstrategie vorgestellt. Inwiefern diese dem allgemeinen Wandel hin zu dezentralen Strukturen gerecht wird, erläutert Kraftwerk-CEO Andreas Weber im Gespräch mit stadt+werk. mehr...

Mehrere dicke Kabel liegen nebeneinander in der Erde eines Straßenhrabens, im Hintergrund sieht man verschwommen einen Arbeiter mit Leuchtweste.
bericht

Stadtwerke Heidelberg: Einfach zuverlässig kalkulieren

[19.06.2025] Für die Instandhaltung der Versorgungsleitungen setzt die Netzgesellschaft der Stadtwerke Heidelberg ein ganzheitliches Baukostenmanagementsystem ein. Ein hoher Automatisierungsgrad vermeidet Fehler. Auch erhalten sie auf Knopfdruck eine nachvollziehbare Kostenplanung. mehr...

Illumio/Nvidia: Mehr Sicherheit für KRITIS

[10.06.2025] Die Unternehmen Illumio und Nvidia verknüpfen ihre Sicherheits- und Rechenplattformen. Betreiber Kritischer Infrastrukturen können damit Netzwerkzugriffe überwachen und steuern, ohne ihre bestehende Infrastruktur aufwendig anpassen zu müssen. mehr...

N-ERGIE: Umstellung auf SAP

[28.05.2025] Die N‑ERGIE Aktiengesellschaft hat ihr energiewirtschaftliches System in der Marktrolle Lieferant auf SAP S/4HANA umgestellt. Die neue Plattform soll Kundenprozesse beschleunigen und interne Abläufe deutlich effizienter gestalten. mehr...

BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor

[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...

Die EU-Richtlinie NIS2 soll die Cyber-Sicherheit erhöhen.

Bundesnetzagentur: Höhere IT-Sicherheit für Energienetze

[12.05.2025] Die Bundesnetzagentur reagiert auf die zunehmende Digitalisierung und die veränderte Bedrohungslage in der Energiewirtschaft. Nun sollen die IT-Sicherheitskataloge für Netzbetreiber angepasst werden. mehr...

Bonn: Dashboard für Nachhaltigkeitsberichterstattung

[08.05.2025] Bonn präsentiert seine kommunale Nachhaltigkeitsberichterstattung ab sofort in digitaler Form. Ein interaktives Dashboard macht Fortschritte, Daten und Analysen zur nachhaltigen Stadtentwicklung jederzeit online zugänglich. mehr...

Stadtwerke Wörgl: Glasfaser digital dokumentiert

[17.04.2025] Die Stadtwerke Wörgl digitalisieren ihren Netzbetrieb mit VertiGIS ConnectMaster. Damit wird die Glasfaserdokumentation vollständig digital. mehr...