Samstag, 13. Dezember 2025

Nationaler Energie- und KlimaplanVerbände fordern Nachbesserungen

[08.08.2019] Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Konsultation für den Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) beendet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Deutsche Energie-Agentur (dena) sehen den Entwurf kritisch: Die vorgeschlagenen Maßnahmen gehen ihnen nicht weit genug.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, fordern dena und Deutsche Umwelthilfe unter anderem eine effektive CO2-Bepreisung.

(Bildquelle: Stockwerk-Fotodesign/Fotolia.com)

Zum Entwurf eines Nationalen Energie- und Klimaplans (NECP), den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellt hat, haben die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Deutsche Energie-Agentur (dena) jetzt Stellung bezogen. Beide Verbände sehen mit dem derzeitigen Entwurf ein Erreichen der von der Bundesregierung angestrebten Klimaschutzziele bis zum Jahr 2030 beziehungsweise 2050 gefährdet.
Zwar begrüßt die dena die im NECP beschriebene, kontinuierliche Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Brutto-Endenergieverbrauch. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen, sei jedoch ein Nettozubau von durchschnittlich bis zu 8,5 Gigawatt jährlich erforderlich. Dafür sollten laut der dena die Ausbaukorridore im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erweitert und die Genehmigungspraxis liberalisiert werden. Derzeit behinderten beispielsweise sehr restriktive Abstandsregelungen den notwendigen Ausbau von Wind- und Sonnenstromprojekten. Überdies sollten Zielkonflikte zwischen Klimaschutz und Naturschutz identifiziert und beseitigt werden.

Innovative Geschäftsmodelle fördern

Darüber hinaus fordert die dena die Bundesregierung auf, zeitnah einen attraktiven regulatorischen Rahmen für neue Marktinstrumente wie Green Power Purchase Agreements (PPA) auszuarbeiten. Diese könnten den Weiterbetrieb von Anlagen sichern, die demnächst aus der Vergütung nach dem EEG fallen, und gleichzeitig den kosteneffizienten Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranbringen. Großen Handlungsbedarf sieht die dena zudem bei der Stärkung innovativer Geschäftsmodelle.
„Die Bundesregierung ist im Bereich Energiewende und Klimaschutz erheblich gefordert“, kommentiert Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Nur wenn ab sofort konsequent gehandelt wird, können wir das Ruder herumreißen. Gleichzeitig eröffnet der Klimaschutz enorme industriepolitische Chancen, mit denen Deutschland wieder eine Vorreiterrolle übernehmen kann. Wichtige Hebel dafür sind ein verstärkter Ausbau von Wind- und Sonnenstrom, eine sektorübergreifende Bepreisung von CO2, ein neuer regulatorischer Rahmen mit Fokus auf der Vermeidung von Treibhausgasemissionen und die Förderung innovativer Geschäftsmodelle, die einen Beitrag zu einer nachhaltigen Energiezukunft und der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leisten können.“

Kritik der Deutschen Umwelthilfe

Kritik am Entwurf des NECP übt auch die Deutsche Umwelthilfe. Die Klimaziele für 2030 würden damit deutlich verfehlt, die Bundesregierung habe es erneut versäumt, ausreichende Maßnahmen für den Klimaschutz vorzulegen. „Der Nationale Energie- und Klimaplan der Bundesregierung besteht in weiten Teilen aus veralteten Zielen, wiederaufgewärmten Maßnahmen und politischen Gelöbnissen“, meint DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Um die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimapolitik wiederherzustellen, braucht es noch vor Jahresende ein Klimaschutzgesetz, eine effektive CO2-Bepreisung, einen Neustart bei den erneuerbaren Energien, die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung und eine gesetzliche Festschreibung des Kohleausstiegs.“
Neben inhaltlichen Lücken des Plans moniert die DUH auch den Konsultationsprozess zum NECP. Einzig ein schwer auffindbares Online-Formular habe eine gesellschaftliche Teilhabe an diesem zentralen klima- und energiepolitischen Planungsinstrument der nächsten zehn Jahre ermöglicht. Einen direkten Austausch zu dem Plan habe das BMWi von vornherein ausgeschlossen, zudem sei die Konsultation über die Sommerpause und praktisch ohne begleitende Öffentlichkeitsarbeit erfolgt. „Es ist wenig verwunderlich, dass die Bundesregierung den NECP-Prozess am liebsten unter den Tisch kehren würde“, kommentiert Constantin Zerger, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der DUH. „In dem Plan muss sie gegenüber der EU verbindlich erklären, wie sie die Klimaziele für 2030 erreichen will – und das legt die Versäumnisse der vergangenen Jahre offen. Die Bundesregierung muss nun die vollmundig angekündigten neuen Maßnahmenpakete wie das Klimaschutzgesetz deutlich engagierter anpacken als die NECP-Konsultation.“



Stichwörter: Klimaschutz, Bund, dena, DUH, Politik


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

Stadtwerke Rostock: Waldaktie als Goodie

[12.12.2025] Die Stadtwerke Rostock verknüpfen ab 2026 neue Regionaltarife für Strom und Gas mit dem Erwerb der Waldaktie. Damit steigt nach Angaben des Klimaschutzministeriums die Nachfrage nach dem seit fast zwei Jahrzehnten erfolgreichen Ökowertpapier weiter. mehr...

BDEW/ZSW: Erneuerbare decken 2025 fast 56 Prozent des Stromverbrauchs

[11.12.2025] Erneuerbare Energien lieferten 2025 nach Berechnungen von ZSW und BDEW knapp 56 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Trotz schwachem Windjahr stützte vor allem der starke Photovoltaikzubau das Plus. mehr...

Stuttgart: Energiekommune dank Bildung und Sparen

[09.12.2025] Stuttgart will spätestens 2035 klimaneutral sein. Die Stadt arbeitet seit vielen Jahren an ihrem Energiemanagement und unterstützt auch Bürger beim Energiesparen. Schulen spielen dabei eine zentrale Rolle. mehr...

AEE: Tool soll Klimaschutz und Energiewende vermitteln

[28.11.2025] Ein neues mehrsprachiges Online-Tool soll Kommunen und Institutionen helfen, Klimaschutz und Energiewende verständlich zu vermitteln. Entwickelt wurde das kostenlose Awareness Toolkit im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts Energiewende Partnerstadt 3.0. mehr...

Difu: Sechs klimaaktive Kommunen ausgezeichnet

[27.11.2025] Sechs Kommunen erhalten im Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2025 jeweils 40.000 Euro für besonders gelungene Klimaschutzprojekte. Ziel des vom Deutschen Institut für Urbanistik ausgelobten Wettbewerbs ist es, wirksame lokale Maßnahmen sichtbar zu machen und Nachahmer zu finden. mehr...

Osnabrück: Erster Klima-Abend

[25.11.2025] In Osnabrück haben vergangene Woche rund 200 Gäste beim ersten Klima-Abend der Stadt über Wege zur Klimaneutralität 2040 diskutiert. Die Veranstaltung bot laut Stadt Einblicke in zentrale Handlungsfelder und viel Raum für direkten Austausch. mehr...

Difu: Auszeichnung von klimaaktiven Kommunen

[24.11.2025] Auf der Kommunalen Klimakonferenz in Berlin werden diese Woche am 25. November die sechs Preisträger des Bundeswettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2025“ vorgestellt. Jede ausgezeichnete Kommune erhält 40.000 Euro, insgesamt stehen 240.000 Euro bereit. mehr...

Mainz: Fördermittel ausgeschöpft

[24.11.2025] Das Mainzer Förderprogramm für Photovoltaik-Speicher ist beendet, die Mittel aus dem kommunalen Investitionsprogramm KIPKI sind vollständig vergeben. Rund 500.000 Euro ermöglichten den Bau hunderter Anlagen mit großer Solar- und Speicherkapazität. mehr...

Baden-Württemberg: Positive Bilanz zu Klimaschutz-Projekt

[20.11.2025] Vier Kommunen in Baden-Württemberg ziehen zwei Jahre nach Start des Landesprojekts „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035“ eine positive Bilanz. Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und der Landkreis Calw haben ihre Förderung für zahlreiche Klimaschutzvorhaben genutzt. mehr...

Kreis Uelzen: Förderbescheid für digitales Standortprofil

[17.11.2025] Niedersachsen fördert ein digitales Standortprofil, das die erneuerbaren Energien im Landkreis Uelzen präziser erfassen und nutzbar machen soll. Der Landkreis, der sich bereits vollständig mit lokal erzeugtem Ökostrom versorgt, erhält dafür gut 52.000 Euro. mehr...

Bad Münstereifel: Energie-Kommune trotz Flut

[14.11.2025] Mit viel Beteiligung und klaren Plänen baut Bad Münstereifel nach der Flut von 2021 eine neue Energiezukunft auf. Die Stadt setzt auf Sonne und Wind sowie auf Beratung und Austausch. Dafür wurde sie von der Agentur für Erneuerbare Energien zur Energie-Kommune des Monats ernannt. mehr...

Bonn: Onlinebeteiligung zu Klimaplan

[13.11.2025] Die Stadt Bonn startet eine Onlinebeteiligung zur Fortschreibung ihres Klimaplans 2035. Bis zum 30. November können Bürgerinnen und Bürger ihre Einschätzungen und Kommentare zu den überarbeiteten Klimaschutzmaßnahmen abgeben. mehr...

badenova: Förderung von acht Klima- und Wasserschutzprojekten

[13.11.2025] Der badenova Innovationsfonds fördert im Herbst 2025 acht neue Projekte für Klima- und Wasserschutz in Baden-Württemberg mit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro. Damit setzt der Energieversorger eigene Akzente für grüne Quartiere, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Mobilität in der Region. mehr...

Berlin: Führerschein für heiße Öfen

[31.10.2025] Die Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt bietet auch in dieser Heizsaison wieder den kostenlosen „Berliner Ofenführerschein“ an. Der Onlinekurs soll Kaminofenbesitzern helfen, Holz effizienter und umweltfreundlicher zu nutzen und so Feinstaubbelastung und Emissionen zu senken. mehr...

Stuttgart: Schwerpunktsitzung zur Wärmewende

[30.10.2025] In einer Schwerpunktsitzung des Ausschusses für Klima und Umwelt hat Stuttgart den Stand der Wärmewende und die nächsten Schritte zur Klimaneutralität 2035 beraten. Stadt, Stadtwerke, EnBW und Energieberatungszentrum setzen dabei auf Wärmenetze, Wärmepumpen und aktive Bürgerbeteiligung. mehr...