Freitag, 1. August 2025

LieferantenwechselStichtag ist zu kurzfristig

[09.12.2024] Energieversorger stehen vor der Herausforderung, die Anforderungen des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden pünktlich zum April 2025 umzusetzen. Der SAP-Spezialist cortility ist mit seinem Produkt zwar im Zeitplan, sieht aber eine Initiative zur Verschiebung des Termins positiv.

cortility-Geschäftsführer Sascha Dörr: Kundenprojekte zum Lieferantenwechsel innerhalb von 24 Stunden sind bereits in Umsetzung.

(Bildquelle: cortility GmbH)

Ab dem 4. April 2025 soll der deutsche Energiemarkt eine bedeutende Neuerung erleben: Der Lieferantenwechsel, der bisher bis zu acht Werktage in Anspruch nahm, soll nun werktags innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Diese Reform zielt darauf ab, den Wechsel des Energieversorgers für Verbraucher erheblich zu erleichtern und zu beschleunigen. Die Umsetzung jedoch birgt erhebliche Schwierigkeiten. Die deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) bemüht sich jetzt um eine Verschiebung des Termins, denn am Markt gibt es große Unsicherheit. Nach Angaben der DSAG halten 88 Prozent der Unternehmen die fristgerechte Umsetzung des LFW24 zum Stichtag 4. April 2025 für unrealistisch.

BNetzA hat den Stichtag vorgezogen

Der Lieferantenwechsel 24 Stunden ist eines der wichtigsten Themen, das die Energiewirtschaft im nächsten Jahr erwartet: §20a Abs. 2 Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) schreibt vor: „Ab dem 1. Januar 2026 muss der technische Vorgang des Stromlieferantenwechsels binnen 24 Stunden vollzogen und an jedem Werktag möglich sein.“ Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat den Termin zur Umsetzung in Deutschland auf den 4. April 2025 vorverlegt. SAP wird für die ECC-Version nur die grundlegendsten Funktionen bereitstellen, und dies erst kurz vor diesem Zieltermin. 

Das Bild zeigt cortility-Geschäftsführer Holger Geiger.
cortility-Geschäftsführer Holger Geiger: „Wir haben beschlossen, nicht auf die Auslieferung der SAP zu warten.“ (Foto: cortility GmbH)

Das Softwareunternehmen cortility hat es allerdings geschafft, das Zeitfenster für die Umsetzung zu halten und kann seinen Kunden die marktgerechte Umsetzung garantieren: Für cortility-Kunden gilt, dass das Unternehmen die zugesagten Leistungen zum 4. April erbringen wird. „Es war absehbar, dass die Anforderungen des LFW24 und die damit verbundenen Systemanpassungen den Markt vor eine enorme Herausforderung stellen würden. Daher haben wir beschlossen, nicht auf die Auslieferung der SAP zu warten, uns für die Lieferung der Lösung in mehreren Templates entschieden und bereits im Sommer mit der Planung und Implementierung dazu begonnen“, sagt cortility-Geschäftsführer Holger Geiger. „Mit den vorgesehenen und teilweise schon zur Verfügung gestellten Templates werden die beschriebenen Funktionen der Kernprozesse erfüllt und damit ein mögliches Handling für den LFW24 geliefert. Unsere gemeinsamen Kundenprojekte sind bereits in Umsetzung und bewegen sich innerhalb des Zeit- und Budgetrahmens“, ergänzt cortility-Geschäftsführer Sascha Dörr. 

Ein mögliches Chaos nützt niemandem

Die DSAG-Initiative sehen die cortility Geschäftsführer dennoch positiv: „Mit Blick auf den gesamten Energiemarkt kann eine Teilnahme und Unterstützung der Initiative durchaus sinnvoll sein. Der aktuelle Stand ist wohl so, dass große Teile im Markt, Energieversorger, Softwarelieferanten und Dienstleister, erhebliche Probleme haben, die Anforderungen zum LFW24 fristgerecht umzusetzen. Das kann zum 4. April zu großen Schwierigkeiten im Markt führen. Ein mögliches Chaos würde niemandem nützen.“

Thorsten Windus-Dörr ist Fachjournalist aus Hannover.




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