[9.6.2020] 50Hertz startet ein weiteres Power-to-Heat-Projekt in seinem Netzgebiet. Partner ist der Energiedienstleister GETEC. Beide Unternehmen wollen im Hamburger Stadtquartier Mümmelmannsberg grüne Fernwärme bereitstellen.
GETEC betreibt in der Großsiedlung im östlichen Hamburger Stadtteil Billstedt zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) auf Erdgasbasis, die für rund 7.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten Wärme und Strom erzeugen. Zukünftig soll eines der beiden BHKW heruntergeregelt werden, wenn aufgrund von Starkwind mehr Strom im Norden Deutschlands erzeugt wird als Richtung Süden abtransportiert werden kann. Das teilt jetzt Netzbetreiber 50Hertz mit. Dazu soll eine Power-to-Heat-Anlage (PtH) mit einer Leistung von fünf Megawatt einspringen und in einem Elektrodenkessel den Strom aus erneuerbaren Energien in emissionsfreie Fernwärme zum Heizen und für die Warmwasserbereitung verwandeln. BHKW und PtH-Anlagen werden durch intelligente Steuerungstechnik aufeinander abgestimmt. Die Investitionskosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro übernimmt vollständig 50Hertz. Die Anlage soll bis Ende 2021 in Betrieb gehen.
„Erstmals werden wir in einer Großstadt eine solche Anlage zusammen mit einem Partner errichten und darauf, wie gesetzlich vorgeschrieben, vollständigen Zugriff haben", erläutert Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz. Auf diese Weise könne man einen Engpass im Höchstspannungsbereich zwischen Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auflösen und somit zu einer Reduzierung der volkswirtschaftlichen Kosten für die Energiewende beitragen. „Das ist ein Vorzeigeprojekt für erfolgreiche Sektorkopplung von Strom- und Wärmesektor im Gebäudebereich. Wir erzeugen so eine Win-win-Situation für alle. Das Stromnetz wird entlastet, es entstehen keine unnötigen Kosten für das Abregeln und Vergüten von EEG-Anlagen und das Quartier und seine Bewohner werden zuverlässig, effizient und klimafreundlich mit Wärme versorgt“, ergänzt Michael Lowak, Geschäftsführer Immobilienwirtschaft der GETEC-Gruppe.
Die Kooperation beruht auf einer im Jahr 2017 vorgenommenen Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Der Gesetzgeber räumt den Übertragungsnetzbetreibern seither die Möglichkeit ein, mit einem KWK-Anlagen-Betreiber einen Redispatch-Vertrag über die Errichtung sowie den Betrieb einer PtH-Anlage abzuschließen. Gemäß §13 Absatz 6a EnWG soll überschüssiger Strom im Netzausbaugebiet nicht abgeregelt, sondern mithilfe von PtH in Wärme transformiert und so genutzt werden. Zum Netzausbaugebiet des beschriebenen Projekts zählen der nördliche Teil Niedersachsens sowie die Bundesländer Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. 50Hertz hat laut eigenen Angaben bereits mit den Stadtwerken von Neubrandenburg, Rostock, Parchim und Stralsund ähnliche Kooperationsverträge wie mit GETEC abgeschlossen.
(ur)
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Bildquelle: GETEC