Dienstag, 17. Juni 2025

Energieeffizienzstrategie GebäudeKritik der Verbände

[20.11.2015] Während die einen die Verabschiedung der Energieeffizienzstrategie Gebäude begrüßen, werfen andere der Bundesregierung Versagen vor. So lobt die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) die neuen Leitplanken, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) vermisst konkrete Maßnahmen.

Das Bundeskabinett hat jetzt die Energieeffizienzstrategie Gebäude (22653+wir berichteten) beschlossen. Die Einschätzungen der Verbände liegen weit auseinander, oder doch nicht? Die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) wertet die Strategie als Beleg dafür, dass die Maßnahmen zur energetischen Sanierung in einer Kombination aus Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien weiter intensiviert werden müssen. Die geea merkt an, dass diese Ziele bei einem Weiter-so-wie-bisher allerdings verfehlt werden. Andreas Kuhlmann, geea-Sprecher und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena), sagte: „Es ist gut, dass wir mit der Strategie nun langfristig angelegte Leitplanken haben, die zeigen, wie die Energiewende im Wärmesektor gelingen kann. Das ist eine wichtige Grundlage für eine konsequente Energieeffizienzpolitik im Gebäudebereich.“ Gleichzeitig müsse die Strategie noch weiterentwickelt werden. Kuhlmann forderte, die Wirkung einzelner Maßnahmen abzuschätzen und so einen kontinuierlichen Evalutationsprozess zu starten. Positiv wertete die Allianz auch, dass die Bundesregierung einen Diskussionsprozess zur Weiterentwicklung der Strategie sowie einen Grün- und Weißbuchprozess im Themenfeld Energieeffizienz angekündigt habe. Hier wolle sich die geea intensiv einbringen.

Wichtiger Schritt für Klimaschutz

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßte ebenfalls die Verabschiedung der Strategie durch die Bundesregierung. Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagte: „Damit setzt die Bundesregierung kurz vor dem Pariser Klimagipfel das wichtige Signal, auch in den nicht vom Emissionshandel erfassten Sektoren ambitionierte Maßnahmen anzupacken. Dies ist ein wichtiger Schritt für effektiven Klimaschutz.“ Müller lobt, dass zentrale Empfehlungen der Branche wie etwa die Einführung gebäudeindividueller Sanierungsfahrpläne aufgegriffen worden seien. Hier sowie bei Beratungsprogrammen für private Haushalte dürften jedoch erfahrene Mitarbeiter von Energieunternehmen nicht ausgeschlossen werden. Gleichzeitig lasse die Strategie noch einige Fragen offen. Dies betreffe vor allem die Finanzierung von Effizienzmaßnahmen. Müller ergänzte: „Allen voran kritisieren wir weiter ausdrücklich die Blockadehaltung einzelner Bundesländer bei der Einführung einer steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung von Wohnungseigentum. Auch die Maßnahmen zur Stärkung des Contracting müssen weiterentwickelt und Markthemmnisse beseitigt werden, um Energiesparen zu einem attraktiven Geschäftsmodell zu machen.“ Von der Bundesregierung erwartet Müller hier entsprechende Impulse. Regulatorische Eingriffe wie Energieeinsparverpflichtungen oder zusätzliche Steuern auf Energie würden hingegen die bisherigen Erfolge im Energieeffizienzbereich konterkarieren. Die von der Bundesregierung ins Auge gefasste Zusammenführung von Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz und Energieeinspargesetz wertet Müller hingegen als einen richtigen Ansatz, der Synergien fördern könne.

Keine Wege zum klimaneutralen Bestand

Die Deutsche Umwelthilfe hat der Bundesregierung indessen Versagen bei der energetischen Gebäudesanierung vorgeworfen. Im Wesentlichen kritisiert sie, dass keine konkreten Maßnahmen formuliert wurden. So verfehle die Energieeffizienzstrategie Gebäude ihr selbst gesetztes Ziel , Wege in einen klimaneutralen Gebäudebestand aufzuzeigen. Trotz der Erkenntnis, dass bestehende Maßnahmen nicht ausreichen, um die Effizienzziele umzusetzen, bliebe das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) einen Vorschlag schuldig, wie dieses Problem zu lösen sei. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner kritisierte: „Wenn das Wirtschaftsministerium auch nur einen Bruchteil seiner Energie in die Konzeption von Maßnahmen und Lösungen investieren würde, anstatt in das Aufzeigen von wirtschaftlichen Bedenken und technischen Restriktionen, wären wir heute unserem gemeinsamen Ziel – dem klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 – deutlich näher gekommen.“ Der angedeutete Zielkorridor hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bestünde im Wesentlichen aus einem deutlich erhöhten Einsatz von erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung, nicht aber in einer konsequenten Absenkung des Energiebedarfs. Auch die DUH hätte eine steuerliche Absetzbarkeit der energetischen Sanierung begrüßt, Verhandlungen im Koalitionsausschuss dazu seinen im Februar 2015 am Widerstand der CSU gescheitert. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation begrüßt ebenfalls die Verzahnung bestehender Förderprogramme.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...

BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor

[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

BDEW: Verbesserung und Verabschiedung des KWSG gefordert

[20.05.2025] Der BDEW fordert eine zügige Verabschiedung des Kraftwerkssicherheitsgesetzes mit gezielten Nachbesserungen. Nur so lasse sich der dringend benötigte Ausbau steuerbarer, wasserstofffähiger Kraftwerke verlässlich und investitionssicher realisieren. mehr...

Bürgerenergie: Forschende fordern bessere Regeln

[12.05.2025] In Deutschland gibt es rund 3.000 lokale Energiegemeinschaften. Ein Forschungsteam empfiehlt der Politik nun, klare Ziele zu setzen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So könne Bürgerenergie zum Motor der Energiewende werden. mehr...

Bundesregierung: Neue Vorgaben für Gasspeicher

[05.05.2025] Die Bundesregierung plant, die Mindestfüllstände für Gasspeicher im kommenden Winter zu senken. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hält dies für einen richtigen und notwendigen Schritt. Die Anpassung soll Kosten senken und den Markt entlasten. mehr...

Schleswig-Holstein: Neuer Plan für Windkraftausbau

[05.05.2025] Der jetzt vorgelegte Entwurf des Landesentwicklungsplans Windenergie Schleswig-Holstein soll mehr Flächen für die Windenergie sichern – und gleichzeitig den Naturschutz stärken. Ab dem 21. Mai 2025 können Bürgerinnen und Bürger dazu Stellung nehmen. mehr...

Das Bild zeigt Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Entwurf für Wärmplanungsgesetz

[02.05.2025] Bis spätestens 2028 sollen alle Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt Wärmepläne aufstellen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat die Landesregierung jetzt vorgelegt. mehr...

Strommarktdesign: Regionale Differenzierung senkt Kosten

[30.04.2025] Eine neue Studie von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE zeigt: Lokale Strompreise könnten Netzengpässe reduzieren und die Stromkosten für Unternehmen und Haushalte senken. mehr...

Das Bild ist ein Porträtfoto des schleswig-holsteinischen Energieministers Tobias Goldschmidt

Schleswig-Holstein: Kommunalfonds für die Wärmewende

[22.04.2025] Schleswig-Holstein fördert ab Mai erste Schritte von Wärme- und Effizienzprojekten in Kommunen mit bis zu 300.000 Euro. Eine neue Richtlinie schafft die Grundlage für Zuschüsse in der Frühphase, wenn noch keine Finanzierung durch Banken möglich ist. mehr...

Baden-Württemberg: Rückschritt beim Windkraftausbau?

[15.04.2025] In Baden-Württemberg sorgt eine Formulierung im neuen Koalitionsvertrag zum Thema Windkraft für Irritationen. Verbände warnen vor einem Rückschlag für die Energiewende im Süden. mehr...

Koalitionsvertrag: Zustimmung und Kritik

[10.04.2025] Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD stößt in der Energiewirtschaft auf überwiegend positive Reaktionen. Die Verbände BDEW und VKU sowie die Stadtwerke-Kooperation Trianel sehen wichtige Signale für die Energiewende – fordern aber rasches Handeln und warnen vor kritischen Markteingriffen. mehr...

Rheinland-Pfalz: Weg frei für kommunale Wärmeplanung

[09.04.2025] Rheinland-Pfalz hat ein Ausführungsgesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet. Es soll den Kommunen mehr Klarheit und Handlungsspielraum geben. Insbesondere kleinere Gemeinden können auf ein vereinfachtes Verfahren setzen. mehr...