InterviewWeiterbildung als Renditebringer

Christina Zenke
(Bildquelle: Verband kommunaler Unternehmen e.V.)
Frau Zenke, wie schätzen Sie die aktuelle Situation rund um den Fachkräftemangel in der kommunalen Versorgungswirtschaft ein und wie kann Weiterbildung bei der Bewältigung helfen?
Der Fachkräftemangel ist mittlerweile ein Arbeitskräftemangel und eine der größten Herausforderungen für die Kommunalwirtschaft. Viele Stadtwerke kämpfen damit, qualifizierte Fachkräfte zu finden und langfristig zu binden. Gezielte Weiterbildung spielt hier eine Schlüsselrolle. Sie hilft nicht nur dabei, die Mitarbeitenden auf neue technologische und regulatorische Anforderungen vorzubereiten, sondern macht aus den Stadtwerken auch attraktivere Arbeitgeber. Studien wie die von Bersin by Deloitte aus dem Jahr 2019 zeigen, dass betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen Renditen von 100 bis 300 Prozent bringen können. Jeder in gute Weiterbildung investierte Euro zahlt sich zwei- bis dreifach aus: durch höhere Produktivität, reduzierte Fehlerkosten und eine stärkere Bindung an das Unternehmen. Weiterbildung ist aus meiner Sicht eine strategische Notwendigkeit.
Können Sie konkrete Beispiele oder Erfolgsgeschichten aus der Praxis nennen?
Es sind nicht unbedingt die spektakulären Success Stories oder die Quick Wins, die langfristig Erfolg gewährleisten, sondern die Kontinuität und das Mindset, mit denen die Unternehmen auf dem aktuellen Wissenstand gehalten werden. Viele Stadtwerke haben das erkannt und nehmen seit Jahren unsere Angebote in Anspruch. Wir fragen nach jeder Veranstaltung alle Teilnehmenden nach Feedback, in dem die Relevanz und Aktualität der Themen, die praxisnahe Gestaltung und die Vernetzungsmöglichkeiten besonders hervorgehoben werden. Darüber hinaus haben bei uns – insbesondere auf Live-Veranstaltungen – schon zahlreiche erfolgreiche Geschäftspartnerschaften ihren Anfang genommen.
Welche Weiterbildungsangebote der VKU Akademie erfahren aktuell die stärkste Nachfrage und welche Themen halten Sie für besonders zukunftsrelevant?
Besonders relevant und nachgefragt sind alle Transformationsthemen – von der Finanzierung über den Netzausbau bis hin zu neuen Geschäftsfeldern. Üblicherweise stark und häufig akut gebucht werden Schulungen zu Rechtsthemen und Gesetzesnovellen. Hier wird mit den ersten Umsetzungen der neuen Bundesregierung die Nachfrage rasant ansteigen. Auch bei allgemeineren Trendthemen, wie dem Einsatz von KI, Recruiting oder Soft Skills, sind unsere Angebote mit speziellem Fokus auf die Bedürfnisse der Kommunalwirtschaft die erste Anlaufstelle für viele Stadtwerke.
„Weiterbildung ist eine Investition in die Zukunft – mit einer hohen Rendite.“
Wie unterstützt die VKU Akademie Stadtwerke konkret dabei, den technologischen Wandel zu meistern – etwa im Bereich Wasserstoff, Smart Grids oder digitale Plattformen?
Als Teil des Verbands kommunaler Unternehmen wissen wir, welche Themen die Branche beschäftigen und welche Fragen beantwortet werden müssen. Unser Programm ist speziell auf diese Bedürfnisse zugeschnitten und bietet obendrein einen Blick über den Tellerrand. Das VKU-Netzforum etwa ist der Branchentreffpunkt für kommunale Netzbetreiber, auf dem Lösungen für die Netztransformation, inklusive Smart Grids, aufgezeigt und verhandelt werden. Zum Thema Wasserstoff bieten wir, wie zu allen relevanten Themen und Technologien, konzise VKU-Web-Seminare an, die eine ortsunabhängige Weiterbildung ermöglichen. Mit kommunaldigital.de betreiben wir außerdem Deutschlands führende digitale Plattform für die Kommunalwirtschaft, die mittlerweile mehr als 15.000 Experten und Entscheider miteinander vernetzt.
Welche Rolle spielen Führungskräfte bei der erfolgreichen Umsetzung von Transformationsprozessen?
Führungskräfte sind die zentralen Transformationstreiber. Sie müssen nicht nur strategische Entscheidungen treffen, sondern auch ihre Teams durch komplexe Veränderungen führen. Sie sind in zweifacher Hinsicht Enabler der Weiterbildungsrendite, indem sie einerseits Verantwortung für die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden tragen und andererseits selbst über aktuelle Kompetenzen – etwa in den Bereichen Changemanagement, Führung oder Innovation – verfügen. Ein entscheidender Punkt ist, dass Führungskräfte lernen, wie sie Mitarbeitende motivieren und aktiv in den Wandel einbinden. Das schafft Vertrauen und Akzeptanz – beides unverzichtbar für den Erfolg von Transformationsprozessen. Sie sind es, die eine Weiterbildungskultur im Unternehmen etablieren.
Stichwort Mitarbeiterbindung: Inwiefern können gezielte Weiterbildungsmaßnahmen dazu beitragen, Talente langfristig an Stadtwerke zu binden?
Laut einer LinkedIn-Learning-Umfrage würden 94 Prozent länger bei einem Unternehmen bleiben, wenn dieses gezielt in ihre Weiterbildung investiert. Eine weitere Untersuchung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zeigt, dass die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen die Mitarbeiterbindung um mehr als zehn Prozentpunkte steigert. Gerade jüngere Generationen erwarten Angebote zur Weiterentwicklung. Wer dies ignoriert, riskiert, Talente zu verlieren. Die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitender sind oft weitaus höher als die Investition in Weiterbildung.
Gibt es Trends oder Veränderungen hinsichtlich der Anforderungen der Stadtwerke, auf die die VKU Akademie in den vergangenen Jahren reagiert hat?
Ja, eindeutig. Die Digitalisierung hat die Anforderungen an Kompetenzen stark verändert. Stadtwerke benötigen zunehmend Mitarbeitende, die nicht nur technisches Know-how besitzen, sondern auch in der Lage sind, komplexe digitale Systeme zu verstehen und zu steuern. Auch der Fokus auf Nachhaltigkeit und neue Energielösungen hat zu einer verstärkten Nachfrage nach Schulungen geführt. Wir haben unser Angebot entsprechend erweitert, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Wie wichtig ist in Ihren Weiterbildungsprogrammen der Austausch zwischen den Stadtwerken?
Der Austausch ist enorm wichtig. Viele Herausforderungen, vor denen Stadtwerke stehen, sind ähnlich. Der Blick auf Best Practices anderer Unternehmen bietet Inspiration und konkrete Lösungsansätze. Unsere Programme schaffen explizit Raum für einen offenen Austausch – in Form von Seminaren, Workshops oder Netzwerktreffen. Dabei lernen die Teilnehmenden voneinander und können Synergien nutzen.
Welche Botschaft möchten Sie Stadtwerken mitgeben, die bislang wenig in die Weiterbildung investieren?
Weiterbildung ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft – mit einer hohen Rendite. Unternehmen, die frühzeitig in ihre Mitarbeitenden investieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile, steigern ihre Produktivität und binden Talente langfristig. Ein Investitionsstau ist demgegenüber schwierig aufzuholen. Mein Appell lautet deshalb: Handeln Sie proaktiv. Jeder Euro, den Sie heute in Weiterbildung investieren, wird sich mehrfach auszahlen.
Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln
[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...
BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor
[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...
Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell
[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...
BDEW: Verbesserung und Verabschiedung des KWSG gefordert
[20.05.2025] Der BDEW fordert eine zügige Verabschiedung des Kraftwerkssicherheitsgesetzes mit gezielten Nachbesserungen. Nur so lasse sich der dringend benötigte Ausbau steuerbarer, wasserstofffähiger Kraftwerke verlässlich und investitionssicher realisieren. mehr...
Bürgerenergie: Forschende fordern bessere Regeln
[12.05.2025] In Deutschland gibt es rund 3.000 lokale Energiegemeinschaften. Ein Forschungsteam empfiehlt der Politik nun, klare Ziele zu setzen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So könne Bürgerenergie zum Motor der Energiewende werden. mehr...
Bundesregierung: Neue Vorgaben für Gasspeicher
[05.05.2025] Die Bundesregierung plant, die Mindestfüllstände für Gasspeicher im kommenden Winter zu senken. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hält dies für einen richtigen und notwendigen Schritt. Die Anpassung soll Kosten senken und den Markt entlasten. mehr...
Schleswig-Holstein: Neuer Plan für Windkraftausbau
[05.05.2025] Der jetzt vorgelegte Entwurf des Landesentwicklungsplans Windenergie Schleswig-Holstein soll mehr Flächen für die Windenergie sichern – und gleichzeitig den Naturschutz stärken. Ab dem 21. Mai 2025 können Bürgerinnen und Bürger dazu Stellung nehmen. mehr...
Sachsen-Anhalt: Entwurf für Wärmplanungsgesetz
[02.05.2025] Bis spätestens 2028 sollen alle Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt Wärmepläne aufstellen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat die Landesregierung jetzt vorgelegt. mehr...
Strommarktdesign: Regionale Differenzierung senkt Kosten
[30.04.2025] Eine neue Studie von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE zeigt: Lokale Strompreise könnten Netzengpässe reduzieren und die Stromkosten für Unternehmen und Haushalte senken. mehr...
Schleswig-Holstein: Kommunalfonds für die Wärmewende
[22.04.2025] Schleswig-Holstein fördert ab Mai erste Schritte von Wärme- und Effizienzprojekten in Kommunen mit bis zu 300.000 Euro. Eine neue Richtlinie schafft die Grundlage für Zuschüsse in der Frühphase, wenn noch keine Finanzierung durch Banken möglich ist. mehr...
Baden-Württemberg: Rückschritt beim Windkraftausbau?
[15.04.2025] In Baden-Württemberg sorgt eine Formulierung im neuen Koalitionsvertrag zum Thema Windkraft für Irritationen. Verbände warnen vor einem Rückschlag für die Energiewende im Süden. mehr...
Koalitionsvertrag: Zustimmung und Kritik
[10.04.2025] Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD stößt in der Energiewirtschaft auf überwiegend positive Reaktionen. Die Verbände BDEW und VKU sowie die Stadtwerke-Kooperation Trianel sehen wichtige Signale für die Energiewende – fordern aber rasches Handeln und warnen vor kritischen Markteingriffen. mehr...
Rheinland-Pfalz: Weg frei für kommunale Wärmeplanung
[09.04.2025] Rheinland-Pfalz hat ein Ausführungsgesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet. Es soll den Kommunen mehr Klarheit und Handlungsspielraum geben. Insbesondere kleinere Gemeinden können auf ein vereinfachtes Verfahren setzen. mehr...
BEE: Strombedarf bleibt hoch
[08.04.2025] Der BEE warnt vor einer Unterschätzung des Strombedarfs und übt Kritik an einer Aurora-Studie. mehr...
BDEW: Mehr Effizienz für Energiewende
[04.04.2025] Der BDEW fordert eine Kurskorrektur bei der Energiewende. Sie müsse effizienter, praxistauglicher und unbürokratischer werden. mehr...