ANGACOM-2403.05-rotation

Freitag, 19. April 2024

Kiel:
Flexibles Netz für E-Mobilität


[5.2.2019] Im Rahmen des Projekts KielFlex unter Federführung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel soll die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt zum Vorbild bei der Elektromobilität werden. Die flexible Stromnetz-Lösung wird zunächst im Labor simuliert, bevor 2020 der Feldversuch startet.

Projekt KielFlex: Im Labor der Technischen Fakultät an der CAU wird das gesamte Stromnetz Kiels simuliert. Was die Belastung mit Stickoxiden in der Luft betrifft, liegt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel bundesweit auf dem vierten Platz – nach Stuttgart, München und Reutlingen. Um den Stickoxid-Ausstoß zu verringern, setzt die Stadt unter anderem auf Elektromobilität. So will die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) bis zum Jahr 2020 36 elektrische Linienbusse in die eigene Flotte integrieren und alte Dieselfahrzeuge in Rente schicken. Perspektivisch sollen alle rund 180 Fahrzeuge der KVG elektrisch fahren. Für die Stadtwerke Kiel sind bereits 15 Elektroautos unterwegs, 50 Prozent seines Fuhrparks will der Energieversorger noch in diesem Jahr auf elektrische Antriebe umstellen.
Für den zielgerichteten und kostengünstigen Ausbau einer entsprechenden Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge fehlte bisher aber vor allem ein intelligentes und flexibles Stromnetz. Die Antwort auf diese Herausforderung will die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mit dem Projekt KielFlex liefern. Ziel des vom Lehrstuhl für Leistungselektronik koordinierten Projekts ist es, Kiel bis Ende 2020 fit zu machen für die elektrische Zukunft – mit weltweitem Vorbildcharakter. Wie die Universität Kiel meldet, verwandelt dafür ein Konsortium bestehend aus Universität, Landeshauptstadt, Stadtwerken und KVG, der ABB AG Mannheim sowie dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg die ganze Stadt in ein Labor.

Neue Lasten intelligent integrieren

42 öffentliche Ladepunkte für Elektro-Pkw gibt es derzeit in Kiel, die Stadtwerke planen bis zu 200 weitere. Aufgabe des auf zwei Jahre angesetzten KielFlex-Projekts ist es, diese an strategisch günstigen Orten in der Stadt zu positionieren. Darüber hinaus befasst sich KielFlex mit den Auswirkungen von immer mehr Elektroautos und eines elektrifizierten städtischen ÖPNV auf die kommunale Stromversorgung. „Wir wollen das Kieler Stromnetz noch flexibler steuern und darüber Wege finden, die neuen Lasten intelligent in die bestehenden Netze zu integrieren“, erläutert Henning Schröer, Abteilungsleiter Asset Management bei der Netzgesellschaft der Stadtwerke Kiel. „ABB unterstützt das Forschungs- und Pilotprojekt mit seiner langjährigen Erfahrung in den Bereichen Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge und intelligentes Last-Management sowie sein Optimierungstool OPTIMAX“, sagt Markus John, Geschäftsbereichsleiter Power Generation und Water Deutschland. „Mit dem smarten Last-Management können Leistungsspitzen im Netz vorausschauend vermieden und zusätzliche Investitionen zur Erweiterung der Infrastruktur minimiert werden.“ Professor Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer-Institut IFF ergänzt: „In diesem ambitionierten Projekt ist es wichtig, dass für die Steuerung des Energieflusses zwischen Stromnetz und Elektrofahrzeugen ein einheitliches Informationssystem zur Verfügung steht, damit alle Elemente reibungslos funktionieren und miteinander kommunizieren können. Zudem sollen intelligente Energiespeicher für die Stabilität des geplanten Versorgungsnetzes für die E-Fahrzeuge sorgen. Auf diesen Gebieten möchten wir unsere langjährigen Erfahrungen einbringen.“

Feldversuch 2020

Ab dem Jahr 2020 soll das System KielFlex laut der Universität in einem Quartier im Stadtzentrum erprobt werden. Zuvor werde die flexible Stromnetz-Lösung im Labor an der Technischen Fakultät der CAU simuliert. Um das Potenzial der Spannungssteuerung auszuloten, werde auf dem Campus zudem eine Ladestation für Elektroautos installiert.
Für das Projekt KielFlex stehen 6,5 Millionen Euro zur Verfügung, mehr als die Hälfte dieser Summe, nämlich rund 3,7 Millionen Euro, haben die Projektpartner aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft 2017 bis 2020“ vom Bundesenergieministerium eingeworben. „In Kiel haben wir in den vergangenen Jahren die Kompetenzen und Netzwerke aufgebaut, um die Forschung an und den Transfer von Energielösungen entscheidend voranzutreiben“, freut sich Professor Marco Liserre, Leiter des Lehrstuhls für Leistungselektronik an der CAU. Das nun gestartete Vorhaben soll Kiel zum Vorbild einer globalen Lösung für die Aufgaben der Energiewende machen. „Von Kiel werden wichtige Impulse ausgehen. Denn die Landeshauptstadt kann als Modellfall für eine intelligente Steuerung des Stromnetzes praktische Hinweise liefern, die eine Übertragbarkeit auf andere Kommunen gewährleisten“, ist Oberbürgermeister Ulf Kämpfer überzeugt. (bs)

http://www.kiel.de
http://www.uni-kiel.de

Stichwörter: Elektromobilität, Kiel, Stadtwerke Kiel, Last-Management

Bildquelle: Denis Schimmelpfennig, Uni Kiel

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Elektromobilität

Charge@BW: Anträge auf Ladepunkte
[19.4.2024] Über das Förderprogramm Charge@BW fördert das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg seit Juni 2023 die vorbereitende Elektroinstallation für den Anschluss von Ladepunkten in Wohnhäusern und die Errichtung öffentlich zugänglicher Lade-Infrastruktur. Bis zum 30. Juni 2024 können noch Anträge gestellt werden. mehr...
Das Programm Charge@BW fördert den Ausbau der Lade-Infrastruktur sowohl im öffentlichen als auch im nicht öffentlichen Bereich.
Rheinland-Pfalz: Polizei erhält E-Fahrzeug
[12.4.2024] Der Innenminister von Rheinland-Pfalz Michael Ebling hat jetzt in Landau den ersten voll ausgestatteten rein elektrischen Streifenwagen der Polizei Rheinland-Pfalz vorgestellt. Er ist Teil eines Pilotprojekts, bei dem die Polizeiinspektion Landau Elektrofahrzeuge im 24-Stunden Betrieb testet. mehr...
Eines von insgesamt vier Fahrzeugen vom Typ Audi Q4 e-tron des Pilotprojekts.
Elektromobilität: Wildwuchs vorbeugen Bericht
[5.4.2024] Im Rahmen ihres Elektromobilitätskonzepts „otto fährt elektrisch“ hat die Stadt Magdeburg eine Gestaltungsrichtlinie für die Lade-Infrastruktur von E-Autos und E-Bikes erstellt. Dabei wurden auch Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigt. mehr...
Im Rahmen ihres Elektromobilitätskonzepts „otto fährt elektrisch“ hat die Stadt Magdeburg eine Gestaltungsrichtlinie für die Lade-Infrastruktur von E-Autos und E-Bikes erstellt.
Merklingen: Größter Ladepark der Welt
[27.3.2024] Ein richtungsweisendes Projekt für die Elektromobilität haben die Unternehmen Albwerk und smartlab realisiert: Der Solarcarport am Bahnhof Merklingen ist der derzeit größte Ladepark der Welt und setzt auch bei der Lade-Infrastruktur Maßstäbe. 
 mehr...
Am Bahnhof im baden-württembergischen Merklingen steht der aktuell größte Ladepark der Welt.
STAWAG: HPC-Ladepark in Betrieb
[20.3.2024] Unweit der Aachener Innenstadt hat das Unternehmen STAWAG jetzt einen Schnellladepark in Betrieb genommen, der aus drei Säulen mit insgesamt sechs Ladepunkten besteht. mehr...
STAWAG hat in Aachen jetzt einen dritten HPC-Ladepark in Aachen eröffnet.

Suchen...

 Anzeige

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Elektromobilität:
Trianel GmbH
52070 Aachen
Trianel GmbH
energielenker Gruppe
48155 Münster
energielenker Gruppe
Langmatz GmbH
82467 Garmisch-Partenkirchen
Langmatz GmbH

Aktuelle Meldungen