[30.8.2023] Die in der ASEW organsierten Stadtwerke halten sich in Sachen bmp greengas den Klageweg offen.
Biomethan kann einen wesentlichen Beitrag sowohl für die regionale Energiewende wie auch die Versorgung mit heimischem Gas leisten. Doch die bisher vielversprechenden Ansätze von Stadtwerken dabei werden aktuell infrage gestellt: Die Insolvenz des Biomethanhändlers bmp greengas bereitet den betroffenen Stadtwerken weiterhin Sorgen. Auf dem Spiel steht nicht weniger als ein Teil der Wärmewende.
Das machte auch der dritte Erfahrungsaustausch der Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) zum Thema deutlich, der erneut durch die vor allem auch juristische Expertise des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unterstützt wurde. „Nach wie vor ist der Zuspruch aus dem Netzwerk für unser Austauschformat hoch“, darauf verweist Kara Hoffmann, Gruppenleiterin Ökoenergie-Produkte der ASEW. „Teilnehmer aus 40 Unternehmen des ASEW-Netzwerks haben sich bislang in den Erfahrungsaustausch eingebracht. Das und natürlich auch die hier geführten Diskussionen sowie die von uns in Umfragen erhobenen Daten zeigen deutlich, wie sehr dieses Insolvenzverfahren die Stadtwerke trifft.“
Auch eine neue Umfrage zur Situation der Stadtwerke im Kontext des Insolvenzverfahrens verdeutlicht das. Drei Viertel der teilnehmenden Stadtwerke aus dem Netzwerk haben seinerzeit den vom wirtschaftlich angeschlagenen Biomethanhändler offerierten Änderungsvertrag nicht angenommen. Bei diesen hat das Unternehmen die Lieferverträge inzwischen gekündigt und in den meisten Fällen die Lieferung auch eingestellt. Der Markt für Biomethan ist weiterhin angespannt. Das zeigen auch die Zahlen zu Ersatzbeschaffungen: Nur rund 27 Prozent der Befragten haben die ausgefallenen Mengen am Markt substituiert, der überwiegenden Mehrheit von fast 73 Prozent war das jedoch nicht wirtschaftlich möglich. Die Hälfte der Unternehmen hat generell nicht mehr nachbeschafft, das heißt, die bisher durch die bmp greengas-Lieferungen gespeisten KWK-Anlagen wurden vermutlich stillgelegt.
„Hier zeichnet sich in groben Zügen zumindest ansatzweise eine Strategieanpassung der Stadtwerke ab“, so Hoffmann weiter. „Die Tendenz zeigt weg vom Biomethan – zumindest in der Wärmeversorgung. Mit ein Grund für die geringere Marktverfügbarkeit dürfte sein, dass sich die Wirtschaftlichkeit als Energielieferant deutlich besser im Mobilitätsbereich realisieren lässt. Gemäß Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) zählt Biomethan als fortschrittlicher Kraftstoff, der bezüglich seines Beitrags zum Mindestanteil mit dem doppelten Energiegehalt angesetzt wird. Das heißt, hier vollzieht sich deutlich eine Verschiebung in Richtung Mobilität, da dort entsprechend höhere Summen zu erlösen sind.“
Derzeit läuft das Insolvenzverfahren am Amtsgericht Karlsruhe. Bis Ende dieses Monats können Schäden in die Insolvenztabelle gemeldet werden. Kaum verwunderlich deshalb: Mehr als 70 Prozent der Befragten haben inzwischen eine Meldung vollzogen. Noch abwägend verhalten sich die Stadtwerke in der Frage juristischer Mittel: Rund 36 Prozent sind zur Klage gegen das Insolvenzverfahren entschlossen, ebenso viele sehen hierin keine Option für sich. Immerhin knapp 28 Prozent haben hierzu noch keine Entscheidung gefällt.
Weiterhin erwarten oder befürworten zumindest viele Stadtwerke eine klare Positionierung des Gesetzgebers, sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene. Dem Land Baden-Württemberg ordnet man als Hauptaktionär der ehemaligen bmp greengas-Mutter EnBW eine besondere Verantwortung zu.
(ur)
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