[31.1.2013] Mit einem Windpark will die Gemeinde Höhn raus aus den Schulden und gleichzeitig die Jugend- und Seniorenarbeit fördern. Eine weitere Besonderheit des Projekts: Kommune und Bürger stellen gemeinsam die Flächen für Windräder bereit.
Wie man dank erneuerbarer Energien aus den Schulden rauskommen kann, zeigt die Gemeinde Höhn im Westerwaldkreis. Durch Pacht- und Gewerbesteuereinnahmen aus dem geplanten Windpark will die Kommune im Norden von Rheinland-Pfalz bald schuldenfrei sein. Wie der rheinhessische Projektentwickler juwi mitteilt, ist eine weitere Besonderheit des Vorhabens, dass sich Gemeinde und private Grundstückseigentümer auf eine gemeinsame Nutzung der Fläche geeinigt haben.
Von dem Windpark werden aber nicht nur die Grundstückseigentümer, sondern alle Bürger profitieren. Denn laut Norbert Bresser, bis Ende Dezember 2012 Ortsbürgermeister von Höhn, wird ein fester Teil der Einnahmen, die sich aus der Pacht für die Flächennutzung und aus der Gewerbesteuer zusammensetzen, fortlaufend zur Förderung der lokalen Jugend- und Seniorenarbeit verwendet. „Durch die Einmalzahlung einer Teilpacht von juwi wird Höhn voraussichtlich schon Ende 2013 schuldenfrei sein. Ab 2014 hat unsere Gemeinde durch laufende Pachtpreiszahlungen und eventuelle Gewerbesteuereinnahmen zudem einen deutlich besseren finanziellen Spielraum“, so Bresser.
Pionier in Rheinland-Pfalz
Besonders wichtig war dem langjährigen Ortsvorsteher, dass die Pacht unter den privaten Flächeneigentümern fair verteilt wird. Deshalb hat nach Angaben von juwi zum ersten Mal in Rheinland-Pfalz eine Kommune selbst die Pachtverträge mit den privaten Eigentümern geschlossen. „Wir sind eine Gemeinde und als solche wollen wir auch den Windpark bauen lassen. Jeder soll ein Stück vom Kuchen abbekommen“, beschreibt Norbert Bresser die Hintergründe. Wie groß das Kuchenstück ist, hängt laut juwi davon ab, wo die Windenergieanlagen aufgestellt werden. Sicher ist aber bereits, dass es einen Pool geben wird, aus dem alle Flächeneigentümer anteilig ihre Einnahmen beziehen. Dieses Modell sorgt dafür, dass auch die Flächeneigentümer nicht leer ausgehen, auf deren Grundstück kein Windrad gebaut wird. Im Gespräch sei zudem ein Beteiligungsmodell, das es den Bürgern aus der Region ermöglicht, direkt in die Anlagen des Windparks zu investieren und sich dadurch zusätzliche Einnahmen zu sichern.
Bürgerstromtarif geplant
Auch von dem Strom, der nachhaltig und umweltfreundlich direkt vor ihrer Haustür produziert wird, profitieren die Bürger der Region. Angedacht ist ein eigener Bürgerstromtarif, durch den die Einwohner Höhns den Strom um mindestens zwei Cent pro Kilowattstunde billiger beziehen können, als es der lokale Grundversorgertarif vorsieht.
„Bevor es mit dem Bau endgültig losgehen kann, erstellen wir noch einige Gutachten. Baubeginn wird voraussichtlich Mitte des Jahres sein, die Inbetriebnahme soll bis Ende 2013 erfolgen“, erklärt Markus Behr von juwi, der den Windpark als Projektleiter betreut. Von den noch ausstehenden Gutachten ist auch die endgültige Ausgestaltung des Windparks abhängig. Aktuell ist der Bau von acht Anlagen des Typs Kenersys K120 mit einer Nabenhöhe von 145 Metern und einem Rotordurchmesser von 120 Metern geplant. Die Nennleistung einer Anlage liegt bei 2,3 Megawatt, wodurch für den gesamten Park ein jährlicher Energieertrag von 57,6 Millionen Kilowattstunden prognostiziert wird. Das entspricht dem Energiebedarf von etwa 16.000 Dreipersonenhaushalten und spart zudem circa 50.000 Tonnen CO2 im Jahr ein.
(al)
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Bildquelle: juwi Holding AG